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Die Lohberger Brigade - Die Geschichte einer islamistischen Radikalisierung

Lothar Leuschen

Nov 12, 2021

In Dinslaken hätte es diese Veranstaltung vermutlich nicht gegeben. Immer noch nicht. Auch nicht nun fast acht Jahre nach den dramatischen Ereignissen. Aber die Wuppertaler Unternehmensberater Madanimorgan machten die Ereignisse des Jahres 2013 im Dinslakener Stadtteil Lohberg jetzt in ihrem Avantgarde-Talk zum Thema.

„Was macht junge Männer zu Gotteskriegern, zu Terroristen, zu Selbstmordattentätern? Was macht junge Männer aus Deutschland zu Folterknechten und Henkern im Irak und in Syrien? Wie konnte es geschehen, dass mehr als 20 Moslems und Konvertiten von Lohberg aus in einen Terrorkrieg zogen, aus dem die meisten nicht zurückkehrten?“


Islamismus und gewaltbereiter Salafismus haben in Deutschland derzeit kaum Konjunktur. Die Niederlage des sogenannten Islamischen Staates in Syrien, die Prozesse gegen Täter wie den deutschen Konvertiten Nils D., dem jetzt lebenslanger Freiheitsentzug droht, haben den vermeintlich so heiligen Krieg entzaubert. „Aber der IS kommt wieder“, sagte die Journalistin Barbara Opitz im Avantgarde-Talk. Sie hat intensiv in Lohberg und in der Salafistenszene recherchiert und im Magazin „Stern“ einen bemerkenswerten Beitrag veröffentlicht.


Opitz gilt heute als profunde Kennerin der Islamistenszene und weiß, wie sie sich nährt.

Omar Chengafe hat die Lohberger Brigade aus nächster Nähe beobachten können. Seine Eltern stammen aus Marokko, sein Vater ist im Vorstand einer Moschee in Dinslaken. Beide sahen kommen, was dann kam. Beide waren machtlos dagegen. Auch die Angst, selbst ins Visier der Sicherheitsdienste zu geraten, band ihnen die Hände. Chengafe ist heute Sozialarbeiter, er lebt in Solingen und ist auch in Wuppertaler Stadtteilen unterwegs.


Im Avantgarde-Talk bekundete er Unwohlsein mit der Berichterstattung über Lohberg und die Folgen, zumal die Aufmerksamkeit mit der Rückkehr einer Handvoll Terroristen nach Deutschland zu einem Zeitpunkt auflebte, zu dem in Dinslaken wieder ein wenig Normalität eingekehrt war. „Das hat vieles wieder aufgewühlt“, sagte er. Dabei sei es wichtig zu berichten, es sei wichtig aufzuklären und sich der Frage zuzuwenden, auf welchem Boden so eine schlechte Saat gedeiht.


Heute kennen sowohl Barbara Opitz als auch Omar Chengafe einige Antworten. Demnach beginnt Extremismus mit Ausgrenzung, mit der Suche nach Bedeutung und Wertschätzung. Auf der Suche nach den Terroristen ist Opitz auf ehemalige Rocker gestoßen, auf arbeitslose Jugendliche, auf Alkoholiker und Drogensüchtige. Und sie stieß auf junge Männer mit einer für orientierungslose Jugendliche unwiderstehlichen Ausstrahlung. So werden aus Tagedieben selbsternannte Parademoslems, die bereit sind für ihren kruden Glauben in den Krieg zu ziehen.


Für Chengafe ist eine Zutat zu diesem bitteren Cocktail die Sprachbarriere, die zwischen den Predigern und ihren Schülern besteht. Die Alltagssprache in Moscheen in Deutschland ist eben nicht Deutsch. Das führt auch bei Jugendlichen, die sich dem Islam zuwenden dazu, dass sie leichter zu manipulieren sind. Anscheinend hat sich ein Mann namens Mustafa T. unter anderem genau das in Lohberg zunutze gemacht. Chengafe glaubt, dass Imame Deutsch sprechen müssen, um die Jugendlichen in den Gemeinden erreichen und vor radikalem Salafismus bewahren zu können.


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